Osthofen von oben mit Leckzapfen und Blümel-Häuschen (Carsten Costard)

Die Osthofener Miniaturburgen und Türme wurden im späten 19. Jahrhundert von wohlhabenden Weingutsbesitzern im historisierenden Stil der Gründerzeit errichtet. Sie überragen die Weinberge und auch heute lohnt sich noch ein Besuch der zum Teil restaurierten Gebäude. Wir laden Sie ein zu einer Wanderung „von Turm zu Turm“ mit schönen Ausblicken auf Osthofen, bis hin zur Bergstraße und ins rheinhessische Hügelland.

Zur Wanderung:
Schwierigkeit: leicht
Strecke: 8,3 km
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Höhe: 127m – 94m

Start & Ziel: Bahnhof in Osthofen

Parkmöglichkeiten:
Am Bahnhof, Ladestraße, Ziegelhüttenweg (P+R-Parkplatz an Bahnübergang)

Die Wanderroute finden Sie auch bei outdooractive.de und demnächst auch als Karte in der Tourist-Info am Bahnhof in Osthofen.

Leckzapfen
Die Miniaturburg Leckzapfen wurde 1891 von Gustav Weißheimer (1831-1904) erbaut. Gustav wurde wie sein Vater wohlhabender Guts- und Mühlenbesitzer, der in den 1870er und 80er Jahren die Furtmühle führte. Mit 17 Jahren zählte der „hitzige“ Gustav zur revolutionären Jugend, die 1848 bereit war, ihr Leben für die Einheit und Freiheit Deutschlands zu wagen. Als Ausdruck der Auflehnung gegen das alte System wurde im selben Jahr die Turngemeinde Gemeinde Osthofen (TGO) gegründet, zu deren ersten Mitgliedern auch Gustav Weißheimer, genannt „der Turner“ gehörte.
Ebenso wie sein jüngerer Bruder – der Komponist Wendelin Weißheimer, besaß auch Gustav musische Interessen. Neben der Illustration der Osthofener Chronik seines Vaters Johann Weißheimer II., bereicherte er seinen Weinberg, den „Leckzapfen“ mit einem besonderen Schmuckstück: der nach ihm benannten „Gustavsburg“ / Leckzapfen. Diese besitzt verblüffende Ähnlichkeit mit dem Märchenschloss Lichtenstein und wurde in Anlehnung an Beschreibungen des bekannten Romans „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff erbaut.

Architektonische Details:

  • Baustil: Neugotik im Rahmen des Historismus
  • zweigeschossiger Bau mit Satteldach, Zinnen-Giebel und Balkon, flankiert und überragt von einem runden Turm mit gemauerten, schlanken Zinnen
  • 2007/2008 Renovierung durch Architekt Jörg E. Deibert, Familie Schill, Weingut Dieter Kratz und Kulturnetzwerk Osthofen e.V.

Miniaturburg Leckzapfen (Carsten Costard)

Blümel-Häuschen, ehemals Spangenmacher-Häuschen
Das Blümel-Häuschen wurde Ende des 19 Jh. von dem Maurermeister Valentin Spangenmacher als Prestigeobjekt erbaut. 1986 wurde er durch das Weingut Blümel von Hans Winter samt Weinberg erworben. Erich-Matthias Blümel und sein Vater Erich renovierten den Turm mit historischen Backsteinen aus einem Abbruchhaus. Später wurde er nochmals durch den Weinring Osthofen e.V. renoviert. Mit seinem normannisch-maurischen Baustil im Rahmen des Historismus ist es einzigartig in der Region.

Architektonische Details:

  • Baustil: Normannisch-maurischer Stil im Rahmen des Historismus
  • Zweigeschossiger, quadratischer Turm aus Backstein, Teilflächen verputzt
  • Obergeschoss mit Lanzettfenstern
  • begehbare Aussichtsplattform mit Zinnenkranz

Blümel-Häuschen inmitten der Weinberge (Carsten Costard)

Flakhäuschen
Das Heisje wurde im Krieg als Bunker für den Osthofener Flakbeobachtungsposten gebaut. Nach dem Krieg wurde eine Holzhütte als Wingertsheisje auf den Bunker gebaut. Teile davon sind heute noch vorhanden. 2014 renovierte der Osthofener Weinring e.V. den Bunker als Aussichtspunkt, der schöne Blicke bis hin zur Bergstraße bietet und ein beliebter Foto-Hotspot ist.

Architektonische Details:

  • dreieckige Grundform, als Ausichtsplattform ausgearbeitet,
  • mit Edelstahltreppe und Geländer
  • der Bunkereingang wurde im Zuge der Renovierung 2014 zugemauert

Flakhäuschen (Michael F. Jung)

Rotes Häuschen
Das Heisje wurde um 1900 im Stil der Neugotik erbaut. Es handelt sich um einen sechseckigen neugotischen Turm mit Zinnenkranz. Das Untergeschoss, umrahmt von einer Stützmauer aus Feldsteinen, diente früher als Schutzhütte, das Erdgeschoss befindet sich auf dem Niveau der Weinbergterrasse oberhalb der Rheinebene. Die roten Backsteine gaben dem Turm den Namen. Seit 1927 ist es im Besitz der Familie Glaser. Der Turm wurde 2000 durch die Weinbruderschaft Rheinhessen zum schönsten Weinbergshäuschen Rheinhessens gewählt. 2019 wurde das Rote Häuschen durch den Weinring Osthofen e.V. renoviert.

Architektonische Details:

  • Bauform: Sechseckiger Turm
  • Fenster und Türen neugotisch ausgebaut.
  • Backsteinbau auf einer Anhöhe, die mit einer Bruchsteinwand gestützt wird.
  • Der untere Teil besteht aus einem aus Backsteinen gebauten Raum.
  • Der Boden besteht aus einem hellen, rechteckigen Kopfsteinpflaster.
  • Die im neugotischen Stil erbaute Türöffnung ist nach Südosten ausgerichtet.
  • Die Decke hat eine leichte Wölbung mit zwei Zugbändern.
  • Im hinteren Teil steht eine Holzbank mit Eisenfüßen.
  • Eingefasst ist der untere Teil mit einer imposanten Bruchsteinmauer.
  • In einer der Kassetten nach Südosten ist ein Relief aus rotem Sandstein eingebaut. Es zeigt eine Rute mit Blättern und Weintrauben, darunter steht Karl Glaser 1900 / 27

Rotes Häuschen (Carsten Costard)

Weißes Häuschen
Das Weiße Häuschen wurde in der 2. Hälfte des 19. Jh. erbaut. Es handelt sich um einen turmartigen, massigen Putzbau auf der Weinbergterrasse oberhalb der Rheinebene. An der Ostfassade befindet sich die Türöffnung zum Rhein sowie zwei schmale, schartenförmige Fensteröffnungen. Über dem kleinen Innenraum befindet sich ein Tonnengewölbe. Kennzeichnend sind auf dem Dach die vier aufragenden Eckpfeiler mit roter Haube, die an eine Art „Wehrgang“ erinnern.

Architektonische Details:

  • Bauform: Quadratischer Bau im Stil eines Turms.
  • Historismus
  • Backsteinbau.
  • Aussen und innen verputzt.
  • Zwei Stufen führen in das Häuschen.
  • Die Tür ist nach Osten, der Rahmen ist rot gestrichen.
  • Rechts und links der Tür befindet sich je ein Fensterschlitz mit einem angedeuteten roten Rahmen.
  • Betonierter Boden.
  • Auf dem Dach wurde ein Art „Wehrgang“ mit Eckzinnen gebaut. Eine kleine, leicht zurück gesetzte Mauer verbindet die Eckzinnen. Alle Eckzinnen haben eine rote Haube.
  • Das Häuschen und der Wehrgang wurden optisch mit roter Farbe getrennt.

Weißes Häuschen (Inga May)

Texte mit freundlicher Unterstützung von Marion Fink, Inga May und Michael F. Jung.