Rotes Häuschen

Auf dem Plateau des Goldbergs kommen Sie über den Parkplatz zum Eingang des parkähnlichen Bergfriedhofs. Nach einem Abstecher zum neugotischen Roten Häuschen folgen Sie dem Hauptweg. An der Friedhofsmauer können Sie die Befestigungsanlage des Goldberges noch erahnen, die im Jahre 1195 auf Befehl des Kaisers Heinrichs VI. errichtet wurde, jedoch im Zuge einer Fehde zwischen dem Osthofener Vogt und dem Bischof von Worms knapp 50 Jahre später wieder zerstört wurde. Der sie umgebende Wall, die Mauern und die Zugbrücke wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen, um mehr Platz auf dem Friedhof für die stark anwachsende Bevölkerung zu gewinnen.

Bis zur vor wenigen Jahren restaurierten Bergkirche mit ihrem romanischen Glockenturm, der einst zur besagten Befestigungsanlage gehört haben mag, sind es nur wenige Schritte. Vom Nachfolgebau der ehemaligen dreischiffigen Basilika haben sich u.a. die Seitenwände des ersten Chorjoches, der Unterbau mit den zugemauerten Arkaden des Glockenturmes erhalten. Nach den Zerstörungen im 30-jährigen Krieg wurde die Kirche notdürftig wiederhergestellt. Erst nachdem 1739 das Langhaus eingestürzt war, erbaute man das heutige barocke Kirchenschiff neu. Die Orgelempore schmücken zahlreiche Gemälde mit biblischen Szenen der Gebrüder Seekatz aus dem Jahre 1747. Die barocke Kanzel und der Beichtstuhl wurden von dem bekannten Osthofener Kunstschreiner Johann Georg Wahl gefertigt. Bei einer Erkundungstour um die Bergkirche können Sie zahlreiche interessante, zum Teil reich verzierte Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert bestaunen, die zusammen mit einem großen Baumbestand den Osthofener Bergfriedhof zu einem idyllischen Ort der Ruhe am Rheinterrassenweg machen.

Friedrich August von Pauli / Johann Georg Wahl
Von der Bergkirche wandern Sie eine schmale Gasse, den ehemaligen Burgweg, abwärts und biegen dann links in das Kirchgässchen ab und steuern geradewegs auf die Friedrich-Ebert-Straße zu. Hier erblicken Sie das Geburtshaus des berühmten Schreiners Johann Georg Wahl, dessen Möbel heute in namhaften Museen zu finden sind.

Buchtipp: Julius Grünewald / Dorette Stab: Johann Georg Wahl (1702-1773). Ein Handwerkerleben im 18. Jahrhundert zu, Alzey 2012.

Zur Linken befindet sich das ehemalige reformierte Schulhaus, zur rechten das evangelische Pfarrhaus, dessen Eingangsportal aus der Renaissance sich im Innenhof erhalten hat. In diesem Haus wurde 1802 der spätere Technikpionier Friedrich August von Pauli geboren, der u.a. die erste deutsche Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth plante. Durch seine Erfindung, den Pauli-Träger, war es möglich geworden, besonders große Eisenbahnbrücken zu bauen und so Täler und Flüsse zu überwinden.

Entlang der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Bahnhof geht es nun zur Katholischen Kirche.