Komponist Wendelin Weißheimer (1838-1910)

Wendelin Weißheimer wurde am 26. Februar 1838 in der Steinmühle in Osthofen geboren. Seine Eltern hatten sich gewünscht, dass er den Familienbetrieb, der zu den größten in der damaligen Provinz Rheinhessen gehörte, übernehmen würde.

Doch es kam anders: Wendelin Weißheimer lebte seinen Traum und wurde Komponist und wirkte an zahlreichen deutschen Opernhäusern als Kapellmeister. Er zählte weltberühmte Komponisten wie seinen Lehrer Franz Liszt und Richard Wagner zu seinen Freunden.

Oft besuchte er seine Eltern und Verwandten in Osthofen, wo er auch immer wieder komponierte.

1898 erschien seine Autobiographie „Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen anderen Zeitgenossen“, die 2016 in Teilen neu verlegt wurde.

Wendelin Weißheimer starb 1910 in Nürnberg auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karriere. Die Zeitungen schreiben, dass bei seiner Beerdigung 20.000 bis 30.000 Menschen teilgenommen haben.

Der größte Teil seiner Briefe befinden sich im Familienbesitz und sind unerforscht – bis heute.

Johann Weißheimer II. (1797-1883)

Johann Weißheimer war der Vater des Komponisten Wendelin Weißheimer und um die Mitte des 19. Jahrhunderts der höchstbesteuerte Gutsbesitzer in Rheinhessen, Bürgermeister von Osthofen und während der 1848er Revolution Politiker in der ersten Ständekammer des hessischen Landtags.

Gustav Friedrich Weißheimer (1831-1904)

Gustav Weißheimer, Bruder von Wendelin Weißheimer und in Osthofen ansässiger Guts- und Mühlenbesitzer, baute im Jahre 1891 auf seinem gleichnamigen Weinberg die Miniaturburg „Leckzapfen“.
Das vor wenigen Jahren auf Initiative des Kulturnetzwerks Osthofen e.V. aufwendig restaurierte Bauwerk besitzt verblüffende Ähnlichkeit mit dem romantischen Märchenschloss Lichtenstein nahe der Schwäbischen Alb, dessen historisierender Wiederaufbau sich an den Beschreibungen des bekannten Romans "Lichtenstein" von Wilhelm Hauff orientiert. Im Jahre 2011 wurde der Leckzapfen mit dem Titel "Schönstes Weinbergshäuschen Rheinhessens" ausgezeichnet.

Domvikar Georg Helwich (1588-1632)

Georg Helwich wurde im Jahre 1588 in Osthofen geboren und promovierte 1608 in Mainz zum Doktor der Philosophie. Seinem historischen Interesse verdanken zahlreiche Orte, die in Verbindung mit der Mainzer Diözese standen, präzise Aufzeichnungen über Inschriften, Monumente und Altäre.
Sein Schaffen, das die historische Forschung um zahlreiche Überlieferungen aus dem Mittelalter bereichert, ist bis heute nur unzureichend gewürdigt.

Osthofen verdankt ihm die Erfassung von zahlreichen mittelalterlichen Inschriften von Grabplatten in der Bergkirche, die eine Rekonstruktion der Familienverhältnisse innerhalb des regionalen Netzwerkes an Adeligen ermöglichen. Da sich keine der Grabplatten erhalten hat, verdanken wir einzig und allein Georg Helwich die Dokumentation dieser lokalgeschichtlichen Zeugnisse.

Sein Hauptwerk „Syntagma monumentorum et epitaphiorum“ enthält auf 474 Seiten ca. 1.200 Inschriften und 2.300 kolorierte Wappenzeichnungen und ist damit ein in genealogischer als auch in heraldischer Einsicht einzigartiges Werk. Der später zum Mainzer Domvikar berufene Helwich starb im Jahr 1632 inmitten des 30-jährigen Krieges in Mainz.

Friedrich August von Pauli (1802-1883)

1802 wurde der spätere Technikpionier Friedrich August von Pauli in Osthofen geboren. Er war beteiligt an der Planung der ersten deutschen Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth. Er perfektionierte das System des Fischbauchträgers indem er es ingenieurmäßig berechnete; seither nennt man dieses statische System auch Pauli-Träger und damit war es möglich geworden, besonders große Eisenbahn-Brücken zu bauen und so Täler und Flüsse zu überwinden.

Weitere bedeutende Persönlichkeiten Osthofens:

  • Möbelbauer und Gastwirt Johann Georg Wahl (1702-1773)
  • Simon Friedrich Schill (1834-1921)
  • Carl Schill (1862-1944)

Ehrenbürger der Stadt Osthofen:

  • Heinrich Beckenbach
  • Walter Konrad
  • Klaus Hagemann

Luise Kurtz (1848-1930), Malerin

Luise Kurtz wurde am 3. August 1848 auf Gut Oelmühle in Heidesheim als Louise Auguste Viktoria Krebs geboren. 1869 heiratete sie den Weingutsbesitzer Rudolph Kurtz (1841–ca. 1913) aus Osthofen.
Kurtz absolvierte als eine der ersten Frauen in Deutschland eine professionelle Ausbildung zur Malerin. Von 1887–1889 studierte sie an der Malerinnenschule Karlsruhe bei Edmund Kanoldt. 1892 folgte eine Ausbildung an der Großherzoglich-Badischen Kunstakademie Karlsruhe bei Friedrich Kallmorgen. Von 1893–1894 erhielt sie eine Ausbildung bei Peter Paul Müller in München. In dieser Zeit wurde sie auch Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und des Malerinnenvereins Karlsruhe. Von 1907–1908 war sie Mitglied im Frauenstimmverein Worms.
Luise Kurtz malte haupstächlich Landschaftsbilder, jedoch auch zahlreiche Stillleben. In Karlsruhe wurde sie in der Landschaftsmalerei unterrichtet und malte zunächst mit spätromantischem Ausdruck, unter dem Einfluss von Peter Paul Müller in München jedoch im Stil des Spätimpressionismus. Für die damalige Zeit war Luise Kurtz extrem eigenständig und eigenwillig, da sie nicht nur ihre teure Ausbildung bei Künstlern durchsetzte, sondern nach dem Tod ihres Mannes ihren Lebensunterhalt durch ihre Malerei und den Betrieb des Weingutes ihres Gatten in Osthofen (Rheinhessen) bestritt. Mit der Inflation 1922 verlor sie allerdings ihr Vermögen und war auf Unterstützung durch Verwandte aus Ostpreußen angewiesen. Zahlreiche Gemälde gab sie im Tausch gegen Dinge des täglichen Bedarfs in Zahlung. 1930 starb die Osthofener Impressionistin einsam und unverstanden. Der Nachlass wurde verstreut und ist nur bruchstückhaft erhalten. Das Kulturnetzwerk Osthofen e.V. organisierte im Februar 2018 eine Ausstellung mit rund 40 Werken von Luise Kurtz in den Räumen des Kunstvereins Worms, um auf die Malerin und ihr Werk aufmerksam zu machen. Nach ihrem Tod am 31. Dezember 1930 erfolgte die Beisetzung auf dem Bergfriedhof Osthofen. Die Sichtung des Nachlasses dauert an.

Ausstellungen:

  • 1894: Große Berliner Kunstausstellung
  • 1895: Münchner Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Königlichen Glaspalast
  • 1897: VII. Internationale Kunstausstellung München, Königlicher Glaspalast
  • 1897: Ausstellung des oberösterreichischen Kunstvereins in Linz
  • 1897: Internationale Kunstausstellung Dresden
  • 1898: Große Berliner Kunstausstellung
  • 1901: Gruppenausstellung des Kunstvereins München
  • 1902: Gemälde-Ausstellung Worms (eigene Organisation)
  • 1905: Erste Wanderausstellung des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein in Darmstadt, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Straßburg, Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg/Br. und Mannheim
  • 1905: V. Ausstellung der Freien Vereinigung Darmstädter Künstler, Mathildenhöhe Darmstadt
  • 1907: Gruppenausstellung des Kunstvereins München
  • 1908: "Landschaftsbilder von Luise Kurtz", Großherzogliches Museum zu Weimar
  • ab 1914: Kollektivausstellung des Bundes Badischer Künstlerinnen in Pforzheim, Heidelberg, Speyer, Mannheim

Literatur:
Kulturnetzwerk Osthofen e.V.: Luise Kurtz – Eine Osthofener Impressionistin. Osthofen 2018.